Dr. Josef Gutmanns Menschenrechtsverletzungen
Gutmanns Menschrechtsverletzungen aus seiner ersten Amöneburger Zeit als Lehrer Schulleiter und Heimleiter (1946-1949)
Als Erinnerung an Gutmanns erste Amöneburger Zeit schreibt 2010 Dr. Renninger / Frankenberg: „ Nach reiflicher Überlegung fühle ich mich nunmehr nach der Lektüre des Berichts in der Frankenberger Zeitung … gedrängt, zu den schrecklichen Vorkommnissen an dem ehemaligen Progymnasium in Amöneburg Stellung zu nehmen. Ich gehöre sicherlich zu den ältesten, die über die Schreckensherrschaft des Dr. Josef Gutmann berichten, bzw. berichten wollen. – Nach Kriegsende wurde ich zehnjährig Sextaner dieser Schule. Ich erlebte Schlimmes, besonders m Lateinunterricht, den zeitweise Dr. Gutmann gab. Wenn ich auch nicht zu den Schülern gehörte, die den körperlichen Übergriffen ausgeliefert waren, haben mich die Demütigungen und Gewaltanwendungen an meinen Mitschülern nicht losgelassen. Ich weiss, … dass Menschen dazu neigen, Schreckliches zu verdrängen zum eigenen Schutz und aus Scham, Opfer gewesen zu sein. Das kann ich gut verstehen. Jedoch kann und will ich nicht die Menschen, verstehen, die versuchen, auch nachträglich die Täter zu schützen und den Opfern und der Gesellschaft die Aufarbeitung der Untaten zu verwehren. – Ich habe jedenfalls nicht vergessen die unzähligen sehr harten Ohrfeigen aus nichtigen Anlässen, z. B. wegen Nichtwissens einer Vokabel. Ich habe auch nicht vergessen das Verprügeln von Schülern. Ich habe an den Körpern meiner Mitschüler blutig unterlaufenen Striemen gesehen. Ich habe auch nicht vergessen den psychischen Terror an Kindern, die vielleicht einen eher linkischen Eindruck machten, jedenfalls aus dem Blickwinkel des Dr. Gutmann nicht dem Bild eines „kernigen“ (Anführungszeichen i. O.) Jungen entsprachen. Er hatte für diese Schüler oft zynische, verächtlich machende Bemerkungen parat. Jeder mag sich vorstellen, wie entmutigend sich dieses auf ein Schul- und Erwachsenenleben auswirkt. – Ich habe auch nicht vergessen, dass er einmal morgens während der Hl. Messe noch vor dem „Ite missa est“ ich erlebt habe, wie er in Messgewändern einzelne Schüler verprügelte wegen Nichteinhaltung des Redeverbots. Schließlich habe ich auch nicht vergessen das Ritual am Morgen, wenn er die Schule betrat. Immer die Angst und dieselbe Frage: Wie ist er gelaunt. – Dass eine Straße mit diesem Namen Dr. Gutmann immer noch existiert, halte ich für eine Beleidigung all der Personen, denen in unserem Lande mit recht solche Ehrung zu Teil wurde und eine Beleidigung all der Menschen, die unter ihm sehr gelitten haben. Ich halte dies allerdings auch für eine Schutzmaßnahme derer, die sich weigern Schreckliches als solches zu erkennen, bzw. sich damit auseinander zusetzen (siehe Stadtverordnetenversammlung)“ (Klammerzusatz i. O.) Ein späteres Telefonat mit Dr. Renninger beendet er mit den Worten: Für mich war Gutmann ein Krimineller.“
Gutmans Menschenrechtsverletzung in Fulda. Er unterrichtete von 1949 – 1954 als Studienrat am Realgymnasium in Fulda. Aus dieser Zeit berichtet 2010 Dr. Raetz / Braunschweig von folgendem Vorfall mit beklemmendem Ausgang: „ Es geschah im Schuljahr 1949 / 50. Wir waren in der Quinta. Die Klasse hatte fast 60, weil man drei Sexten zu zwei Klassen zusammengelegt hatte. Unser Deutschlehrer war Dr. Josef Gutmann,ein Bär von einem Mann, über einsneunzig groß, breites Kreuz, Vollglatze. Alleine die Wucht seiner Erscheinung war furchteinflößend. Von den gelegentlich in Fernseh-Krimis gezeigten Bodyguards oder Türsteher unterschied er sich eigentlich nur durch den weißen Ring, den er am Hals trug. S., später unser Primus mit bestem Abitur, saß in einer der vorderen Bänke und kann seine Hände nicht vergessen. Sie waren nicht nur ungewöhnlich groß, sondern auch stark behaart bis zu den Fingerspitzen. Auch erinnert sich S., dass Gutmann mit diesen Händen gerne Klassenkameraden an einem Ohr aus der Bank zog. … Gleich in der ersten Stunde präsentierte er ein rotes Buch, das er das Buch des Lebens oder auch des Todes nannte. – Vor der Versetzung zu Ostern gab er eine Deutscharbeit zurück. Vor dem Lehrerpult stellten sich einige Schüler mit ihren Heften auf, weil sie Fragen zur Korrektur hatten. An zweiter Stelle stand Edgar aus Flieden. Er gehörte zu den größeren Schülern, war aber ziemlich hager. Nachdem Gutmann Edgar lautstark aufgeklärt hatte, schlug er ihm das Heft links und rechts um die Ohren: ‘Hau ab!“.‘ Das konnte unter Gutmann’schen Verhältnissen sogar noch als freundlich kumpelhaft gedeutet werden. Edgar stieg von Podest, glaubte wohl, Gutmann sei vom nächsten Schüler abgelenkt und tippte, lächelnd zur Klasse schauend, mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn, den Daumen abgewinkelt in Richtung Gutmann zeigend. In diesem Augenblick schaute Gutmann hoch, sprang von seinem Stuhl: ‘Was war das ? – komm mal her! ‘. Er packte ihn, zog ich auf’s Podest, genau vor den rechten Flügel der Wandtafel. Diese stand immer 10 bis 15 cm offen, weil die Tafel vermutlich schräg montiert war. Gutmann schlug so blitzschnell zu, daß Edgar zu keiner Schutzreaktion fähig war. Er flog an den Flügel, es gab ein lautes Klack-Geräusch und Edgar, benommen von dem harten Schlag, taumelte in den nächsten Schlag. Gutmann hatte Zeit zum Ausholen – schon beim zweiten Schlag hatte er seinen Rhythmus gefunden. Es ging klack – klack – klack, fünf mal. Die Wucht der Schläge wurde noch dadurch gesteigert, daß Edgar benommen in den nächsten Schlag reintaumelte. Die Klasse musste diesem Drama beiwohnen – unter Schock ? Unter Schock darf ich heute formulieren, denn keiner von denen, die ich angesprochen habe, konnte sich von diesem Erlebnis befreien. – Edgar saß in derselben Reihe wie ich, auf dem letzten Platz an der Wand. Er saß auf dem drittletzten. Ich sah ich bleich und mit versteinerter Mine, bemüht Haltung zu zeigen, auf mich zukommen. Er setzte sich auf seinen Platz und legte den rechten Arm auf die Tischplatte und seinen Kopf auf den Arm. So blieb er lange liegen. Als er sich wieder aufrichtete, war sei Kopf asymmetrisch. Ich konnte seine linke Backe von hinten sehen. Am nächsten Tag blieb sein Platz leer. Wir haben ich nie wieder gesehen, nur noch seinen Sarg, in dem er lag, als die ganze Klasse kurze Zeit später seiner Beisetzung in Flieden beiwohnte. … – Edgar sei nicht wieder in der Schule erschienen und zwei Wochen später gestorben“. (In dem weiteren Brieftext äußerte Dr. Raetz zur Todesursache die Vermutung, es könne Hirnbluten gewesen sein.
Gemäß der Eigenrecherche 2010 von Dr. Raetz über das Fliedener Pfarramt sei Edgar am 23. April 1950 im Städt. Klinikum in Fulda gestorben. Die Beerdigung habe am 26. April stattgefunden.
In einem Telefongespräch vom 14. 1. 2011 sagte Dr. Raetz, die Sache Gutmann habe ihn belastet, verfolgt und nicht mehr losgelassen, er sei auch heute noch zu Tränen gerührt, traumatisiert. „Er ist immer noch in einer Seite meiner Psyche präsent, da rumort und gärt es“.
Gutmanns zweite Amöneburger Zeit in der Funktion als Schulleiter, Dechant, Pfarrer und Chef des Internates dauerte von 1954 bis 1964. Aus diesen 10 Jahren seien folgende Berichte von Gutmanns körperlichen Attacken dargestellt. Zunächst zwei Berichte die Gutmanns Unterrichtemethoden in den Mittelpunkt stellen. Der langjährige auswärtige Fahrschüler der Stiftsschule, Theo Schick, Ebsdorfer Grund schreibt:
In meiner Dokumentation über erlebte Schülerzeit, hier Unterrichtszeit auf dem Progymnasium, später Gymnasium, unter dem damaligen Schulleiter, Dechanten und Monsignore werde ich das Kürzel G verwenden, weil ich die vollständige Bezeichnung dieses Menschen aufgrund meiner bitteren Erfahrungen als Schüler verweigere. Ab dem Jahre 1959 ( 4.Klasse-Untertertia- bis zu G’s Abberufung durch die Diözese Fulda im Jahre 1964 – Oberprima) erlebte ich G in den Fächern Deutsch, Latein, in der Oberstufe auch in Philosophie/Beschichte der Philosophie. Als Fahrschüler habe ich nach Unterrichtsschluss den Schulort Amöneburg in den Nachbarort Mardorf verlassen. Den nachschulischen Einflüssen G’s auf die Internatsschüler war ich glücklicherweise nicht mehr ausgesetzt. Ich gehöre nicht zu den auf Übelste verprügelten Schülern, sondern zu denen, die viel seelisches Leid in seinem Unterricht (oder was er dafür hielt) erfahren haben, deren Seelen durch die Willkür und ungebremste Machtausübung zeitüberdauernd zerquetscht worden sind. G’s Unterricht war grundsätzlich, ausnahmslos und durchgängig geprägt von Macht, Schlägen, Unbeherrschtheit, Brüllerei, Strafarbeit, der uns Schüler nicht wahrnahm. … Der Lateinunterricht war oft geprägt durch Abfragen von Vokabeln, von unregelmäßigen Verben, Stammformen, Deklinations- und Konjugationsformen, kaum davon, wie wir Schüler angeleitet wurden, um einen Text erfolgreich zu übersetzen. Kam ein Schüler ins Stolpern, dauerte die Antwort für G zu lange, gab G den Schülern keine Hilfe, keine Aufmunterung, ganz zu schweigen von einem Lob. Die Folge: Abschreiben der unregelmäßigen Verben (in der Regel 2 oder mehr Seiten aus der Grammatik) mit allen Stammformen und deutscher Bedeutung und der Note 6, die G sichtbar für alle Schüler in sein mit Sechserreihen gefülltes Notizbuch eintrug. Bei einer Klassenstärke von 25 Schülern füllte dieser “Lateinunterricht“ einen großen Teil der Unterrichtsstunde, so dass in dieser Zeit die Klassen NICHTS lernte außer Angst: Hoffentlich hört er bald mit der Abfragerei auf, bevor ich als nächste im Alphabet drankomme. … Solcher für uns Schüler in der Summe aller Monate und Jahre verlorener Unterricht hinterließ für viele Schüler große fachliche Defizite. Nicht zu vernachlässigen ist, dass beim Verfassen der Strafarbeiten Wut und Zorn auf G sich im Laufe der Zeit verdichteten – bis zum Wunsch, im Gebet von uns Unterprimanern formuliert, G solle doch mit seinem BMW gegen einen Baum fahren. Dieser angehäufte Seelenschmerz, dieser Unterrichtsstress hat einen großen Teil der Schüler in ihrer Lern- und Schulentwicklung sehr stark beeinträchtigt, so sehr, dass ein großer Teil davon vorzeitig die Schule verließ wegen Schulangst, Leistungsdefiziten, auch Schulunlust. Auch mir hätte viel Leid erspart bleiben können, wenn ich diese Schule hätte verlassen können, was mir mehrere Male durch das Elternhaus verwehrt wurde, was allerdings kein Einzelfall bedeutete. Nur ein geringer Teil der Sextaner, weniger als zehn Schüler von Klasse 5 aus dem Jahr 1956, haben (plus Nebeneinsteiger) mit dem Abitur abgeschlossen. … Gleiches Grundmuster gilt für G’s Deutschunterricht. Bei Schülervortrag von Gedichten vor der Klasse (!!!!!) war meistens schon nach der dritten Zeile Schluss, weil der Vortragende VOR dem Komma seine Stimme zu heben vergessen hatte. Durch ein von G gebrülltes “Komma“ schon nach zwei Zeilen wurden vortragende Schüler mit einer 6 und der Abschrift des Gedichts auf den Platz geschickt. Mehrseitige Aufsätze in DIN A 4 Format mussten nach Rückgabe anderntags als Ganzschrift auf dem Pult vorgelegt werden. Die Klasse stand aufgereiht in einer Reihe und jeder konnte G’s Urteile zu den einzelnen Nachschriften mitverfolgen. Fehlte z. B. das Datum, dann strich G die Nachschrift diagonal durch, wobei der betreffende Schüler die Heftseiten umblättern mussten. Ein Internatsschüler, vor mir in der Reihe , musste vor der Überprüfung seiner Nachschrift seine Füße heben. G kontrollierte dabei, ob N.N. den Steg seiner Schuhe mit Schulcreme versehen hatte; hatte er nicht. Daraufhin wurde die Nachschrift ohne Prüfung durchgestrichen. … 1977, 13 Jahre nach G’s Abberufung !!! als Schulleiter und Dechant, wurde in Amöneburg eine Straße nach ihm benannt. Stiftsschule und das Bistum Fulda haben sich von G klar distanziert, was der pol. Gemeinde – bisher – nicht gelang. … (2023)
Klaus Roessel / Bocholt ( + 2018) schreibt u. a. über Gutmann: … „ Die Hausaufgabenkontrolle gab eigentlich immer den weiteren Verlauf der Stunde vor. Verlief sie ohne Beanstandungen, was höchst selten der Fall war und immer diverse Eintragungen in sein Notizbuch und umfangreiche Strafarbeiten nach sich zog, wurde der lehrerzentrierte Unterricht stringent bis zum Klingelton durchgezogen, meistens noch darüber hinaus. (Die Strafarbeiten: – zwei Vokabeln nicht gewusst = 10x alle Vokabeln, Gedicht mit falscher Betonung = 3x das ganze Gedicht, Klassenarbeiten mit zwei Fehlern = einmal neu ins Klassenarbeitsheft, zweimal extra). Die Strafarbeiten ertrugen wir demütig und erbrachten uns Schwielen an einer Stelle des Körpers, von dem wir niemals angenommen hatte, dort solche zu finden. Diese Strafarbeiten waren Körperverletzung! (Fett gedruckt i. O.) … Josef Gutmann, der mich als seinen Schüler trimmte, forderte, mir befahl, Leid antat, mich erniedrigte, traktierte, quälte, schlug, bestrafte, demütigte und schikanierte, zeigte höchst selten einmal Humor und Verständnis. Freude schien er immer dann zu haben, wenn ihm ein Coup gelungen war, ansonsten bliebt er gefühlskalt gegenüber jedermann“.
Anmerkung: Gutmann hat kein Studium der Germanistik oder der klassischen Philologie / Latein oder eine pädagogische Ausbildung/Referendariat durchlaufen.
Der Amöneburger Robert Cimiotti charakterisiert Gutmann wie folgt: „Er war ein Egoist und größenwahnsinniger Machtmensch“. (OP Mo. 7. 6. 2010)
Der Autor der Festschrift: Stiftsschule St. Johann Amöneburg 1885 – 1985, Dr. A. Schneider, berichtete davon, wie er als damaliger Messdiener in Rüdigheim in der Sakristei von Gutmann abgewatscht wurde, weil er nicht in der nachmittäglichen Andacht war und resümierte: „Gutmann war ein böser Mensch“.
Mit deutlich bewegter Stimme sagt der ehemalige Stiftsschüler Winfried Kaul /Amöneburg am 8. 6. 2010 in die Kamera der Hessenschau: „ Er (Gutmann) hat mich windelweich getreten, mich in die Weichteile getreten, überall hin. Zusätzlich bekam ich eine Strafarbeit: alle Vokabeln des Lateinbuchs 5 mal abschreiben!“ Wie einige andere Ehemalige auch, ist Wilfried Kaul trotz längerer Psychotherapie nicht über diese und andere körperliche Angriffe hinweggekommen.
Langjährige Internatsschüler berichten:
Peter Aßmann / Brakel, Westf. schreibt unter der Überschrift: Dr. Josef Gutmann – ein Schläger aus Lust und Leidenschaft: Von 1955 bis 1961 habe ich die Stiftsschule Sr. Johann in Amöneburg besucht und war im dortigen Internat untergebracht. Einige Ereignisse, die den damaligen Schulleiter und auch Internatsleiter Dechant Dr. Josef Gutmann betreffen, möchte ich hier schildern. – In der Weihnachtszeit ist es üblich, dass schon mal Nussschalen herumliegen. Dies erregte Dr. Gutmann, als er die Treppe des Rabanusheimes betrat so sehr, dass er wahllos jeden Schüler der Sexta verdrosch, der ihm vor die Füße lief. Die Angst der kleinen Schüler war immens, dass sie so schnell sie konnten flüchteten und sich vor lauter Angst in die Hose pinkelten. Wer seine Lateinvokabeln nicht konnte, bekam regelmäßig Ohrfeigen, das war alltägliche Normalität. Nachdem wir an einem Tag vier Stunden die Kirche besuchen mussten (Ewige Anbetung), habe ich es mir erlaubt, für kurze Zeit Platz zu nehmen und mit dem Hintermann zu sprechen. Dies bekam Dr. Gutmann mit und zitierte mich zum Heimleiter Eigen Böhm. Kaum im Zimmer angekommen, schlug Dr. Gutmann mit stärkster Brutalität auf mich ein. Als ich wie benommen das Zimmer verlassen wollte, schlug die Tür etwas heftiger ins Schloss, obwohl ich sie nicht berührt hatte. Es muss der Wind aufgrund des offenen Fensters gewesen sein. Wie dem auch sei, ich wurde zurückgerufen und die Tortur begann erneut mit heftigen Schlägen ins Gesicht. Ich blutete stark und hätte ins Krankenhaus gemusst. Auf dem rechten Ohr konnte ich kaum noch hören: der Schaden ist heute geblieben. Ich wurde aus der Schule und Internat entlassen. Nach 24 Stunden traf ich zu Hause ein und meine Mutter war entsetzt über meinen desolaten Zustand. Mein Vater suchte Dr. Gutmann persönlich auf und ich musste einige Tage später erneut in die Hölle zurück. – Dr. Gutmann schaute eines Tages ins Klassenbuch und las den Eintrag: ‘Aßmann war frech‘. Die Klasse brüllte vor Vergnügen. Ich muss gestehen, den Götz von Berlichingen in der Englischstunde zitiert zu haben. Daraufhin ordnete Dr. Gutmann eine Strafarbeit an, den Götz von Berlichingen abzuschreiben. Wenige Tage später musste ich meine Arbeit abgeben. Sofort, ohne Grund, bekam ich wieder eine Ohrfeige und musste die Strafarbeit nochmals schreiben. Dechant Dr. Gutmann war ein Schläger aus Lust und Leidenschaft und ich habe in meinem ganzen Leben bislang niemanden getroffen, den ich mehr gehasst hätte. – Wir ehemaligen Schüler aus dieser Zeit empfinden es als einen Schlag ins Gesicht, dass Amöneburg Dr. Gutmann zum Ehrenbürger ernannt und eine Straße nach ihm benannt hat. Das dunkle Kapitel des Dr. Gutmann muss eine Aufklärung erfahren. Hier ist der Bischof von Fulda als Träger der Stiftsschule Str. Johann gefordert, der Wahrheit die Ehre zu geben“. (Veröffentlicht als Leserbrief in der Oberhessischen Presse, 5. 6. 2010)
Ein Exinternatsschüler schreibt im Chatroom der OP vom 9. 3. 2010 (leider anonym): „Es war wie es war! Heute mag das schwierig sein, zu glauben, was in dem beschaulichen Amöneburg hinter den Mauern des Internats geschah. Und schweigen? Das versteht natürlich auch niemand und ist aus heutiger Sicht nicht zu erklären. Als Betroffener, der alles ertragen musste, von Schläge über sexuelle Handlungen, Essensentzug, Heimfahrtverbot etc. kann ich nur sagen: unsere Eltern glaubten uns nicht, waren erschrocken und wollten uns nicht glauben und bestraften uns zusätzlich! Wir könnten z. B. den Heimleiter in Verruf bringen mit unseren kindlichen Phantasien. Was uns an Misshandlungen angetan wurde, seelische Qualen mit jahrelangem Bettnässen, Schulversagen, wer hat sich für die wahren Gründe schon interessiert Anfang der 50er Jahre im vorigen Jahrhundert.“
Wolfgang Thiele / Dortmund, schreibt unter der Überschrift „Nicht missbraucht, nur verprügelt“ in der Neuen Marburger Zeitung vom 3. 4. 2010: „Wir mussten uns mal wieder stillschweigend in Zweierreihen aufstellen. Einer von uns kleinen Dötzen schwieg laut. Der damalige Direktor der Schule und zugleich des Heimes, der zufällig in der Nähe war, versetzte ihm einen solchen Schlag, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und vor die Wand flog. Er war einer der Kleinsten von uns“. Ein anderes Mal passiert etwas abends im Schlafsaal. „ … Wir mussten Minuten später im Studiersaal antreten. Er hörte jedem von uns die Lateinvokabeln ab, bis die Antwort ausbliebt. Dann setzte es etwa zwanzig Schläge ins Gesicht. Er schlug nur mit der rechten Hand. In der linken Hand hielt er das Lateinbuch. Jeder von uns kam dran, wir hatten keine Chance. Jedem fehlte irgendwann eine Vokabel“.
Diemar Körner / Meschede schreibt zu Gutmann unter der Überschrift: Es waren brutalste Prügelattacken – Zur Haltung des Amöneburger Parlaments im Fall Gutmann – Wer Unrecht einfach hinnimmt fügt weiters hinzu. Ich komme aus Nordrhein-Westfalen und war Mitte der 50 er Jahre Internatsschüler unter Dr. Gutmann Das Ergebnis der Stadtverordneten-versammlung zu diesem Thema hat mich entsetzt. Einer Person Ehre zu Teil werden lassen, die ihre Schutzbefohlenen furchtbar geschlagen hat, die, teilweise noch schlimmer, deren Schwächen verhöhnt und der Öffentlichkeit preisgegeben hat, ist menschenverachtend. Übrigens, es waren keine damals üblichen Schläge oder sogenannte Watschen, es waren brutalste Prügelattacken. Die Erinnerung an einen Schläger und ein irreparabler Hörschaden sind mir geblieben. (OP Fr. 28. 5. 2010)
In den Jahren 1963/64 häuften sich die Beschwerden seitens der Elternschaft und des Dekanatsklerus bei Bischof Bolte und nach einer Vorsprache im Sommer 1964 von acht Lehrern u. Lehrerinnen über Gutmanns brutalem Wirken wurde Dr. Josef Gutmann zum 1. 10. 1964 von allen seinen Funktionen als Dechant, Pfarrer, Schul- und Heimleiter abberufen, wie es offiziell hieß: „Aus gesundheitlichen Gründen“.
13 Jahre nach seiner fristlosen Entlassung, noch zu Lebzeiten Gutmanns, (Gutmann starb 1997) beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Amöneburg 1977 ohne Aussprache und ohne Gegenstimmen die Dr. Josef Gutmann-Straße.
Der Deutsche Städtetag empfiehlt 2021 bei Straßenbenennungen die Prüfung der besonderen Verdienste und … dass es sich um eine Person handelt, die es würdig ist, geehrt zu werden, und ein gesamtstädtisches Interesse gegeben ist oder die Person in einem direkten räumlichen Bezug zu der zu öffentlichen benennenden Anlage steht. Eine Benennung nach noch lebenden Personen ist nicht zulässig.“ Ausgeschlossen von Ehrungen sind nach übereinstimmender Meinung Personen, die gegen Handlungen und Werte des Grundgesetzes verstoßen haben, Personen, die Menschenrechte verletzt haben. Die zu ehrende Person soll zudem eine gewisse Vorbildfunktion haben.
Impressionen eines Internatsaufenthaltes in Amöneburg 1957 – 1960
„Erst brüllt er wie ein Stier, danach schlägt er mich zu Brei und dann frisst er mich!“ So oder ähnlich haben viele Neuankömmlinge in der „Stiftsschule St. Johann“ die erste Begegnung mit Dr. Josef Gutmann empfunden. Sein Jähzorn und seine animalischen Grenzüberschreitungen sind oft beschrieben worden. Wo er das Terrain beherrschte, war eine Atmosphäre von Angst, Ungewissheit und physischer Gewalt, die beinahe mit den Händen zu greifen war. Viele Schüler Ende der fünfziger Jahre waren diesem Menschen (und seinen Helfershelfern, den Kaplänen Schönhals und Böhm, die ebenfalls physischer Gewalt nicht abhold waren) ausgeliefert. Die Prügelorgien, die dabei zu beobachten waren, waren zum Teil blutig und somit filmreif. Geringste Vergehen, wie z. B. verbotenes Flüstern o. ä. wurden gewalttätig oder mit endlosen Strafarbeiten geahndet – Kollektivstrafen waren häufig. Meine zum Teil heute noch guten Latein- und Griechischvokabelkenntnisse sind darauf zurückzuführen, dass ich endlose Lektionen abschreiben musste, die ich teilweise schon prophylaktisch gebunkert hatte – es war also doch nicht alles schlecht !!! ??? Gutmann war unter anderem auch Deutschlehrer (ohne eine entsprechende Ausbildung). Eine Episode illustriert sein originelle Methode: Bei der Lektüre von „Der Kampf um den Südpol“ (ein Kapitel aus „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig) wird der Rückweg der Expedition, die nicht vom erhofften Erfolg gekrönt war, zu einem Desaster. Einer der Teilnehmer – Oates – wird infolge seiner Erfrierungen zum Hindernis für den Rest der Mannschaft. Darauf entschließt er sich, seine Gefährten zu verlassen und in die Kälte hinauszugehen, um ihnen eine raschere Rückkehr zu ermöglichen. Diese Situation zu beurteilen war die Aufgabe in einem Hausaufsatz. Da ich damals noch einen naiven Blick auf Religionen hatte, schrieb ich, Oates hätte sich wie Jesus verhalten, der ja auch sein Leben für andere hingegeben hätte. Die Reaktion Gutmanns auf diese Sichtweis war bezeichnend. Ich war sehr stolz auf meine Begründung und mir sicher, einmal Gnade vor seinen Augen zu finden. Das Gegenteil war der Fall: Wie ich denn einen Selbstmörder mit Jesus vergleichen könnte. Gutmann war empört, das Ganze trug mir eine doppelte sechs ein – die einzige meines Lebens. Das war noch eine freundliche Episode in seinem höchst kompetenten Deutschunterricht. Zumindest bin ich mit heiler Haut davongekommen. Das war nicht immer der Fall. Wegen minderer Vergehen haben ich danach mehrere hintereinander folgende Hausarreste abgesessen, viele Lektionen mit Vokabeln abgeschrieben und diverse Prügelstrafen wegen ein paar vergessener Vokabeln erduldet.
Danach war dann auch meine ca. 3 ½ jährige Karriere in Amöneburg zu Ende. Meine Mutter, die Ärztin in einem psychiatrischen Krankenhaus war, hatte eingesehen, dass ich in den Händen von Psychopathen war (Gutmann, Schönhals und Böhm). Ich durfte nach Frankenberg zur Edertalschule gehen, wo ich 1966 das Abitur bestand. Mein Dank gilt allen Lehrern, die es wagten, Gutmann die Stirn zu bieten, unter ihnen war Herr Wolfgang Rohdich, die nach kurzer Zeit in Amöneburg in Frankenberg mein Lehrer war. Ihm habe ich viel zu verdanken.
Michael Lewandowski, Nümbrecht, 2023
PS: Gutmann ist von allen Menschen, die ich bisher persönlich kannte, die perfekteste Inkarnation des Bösen gewesen. Ich glaube nicht an Himmel und Hölle, sollte ich mich aber irren – sitzt er jetzt tief im Feuer.
Der ehemalige Stiftsschüler, Winfried Jennemann, Stausebach/Kirchhain, Abitur 1968, berichtete dem Verfasser gegenüber von folgender Begebenheit:
Es muss Anfang der 60-er Jahre gewesen sein. Nach den Pausen hatten sich die Schüler jeweils auf dem unteren Pausenhof aufzustellen, um dann, nach Klassen getrennt, die breite Treppe hoch schweigend in die Unterrichtsräume zu gehen. Bei einem dieser üblichen Abläufe erscheint Gutmann persönlich auf dem oberen Treppenabsatz und ruft von oben den Namen eines Schülers herunter: „Hochkommen“! Oben angekommen fährt Gutmann den Schüler an: „Hast du mir nichts zu sagen“? Als der Schüler verneint, schreit Gutmann: „Du hast die Tafel nicht gewischt“, und treibt ihn mit 24 Schlägen auf dem oberen Pausenhof vor sich her. Der Aufsichtführende Lehrer sieht diesem Vorfall schweigend zu. Er, Winfried Jennemann, habe diesen Prügelauftritt von Gutmann zeitlebens nicht vergessen. Der Name des Schülers sei ihm entfallen, der sei aber Musiker im Schulorchester gewesen.
Bernd Greiten
Anmerkungen zum Straßenschild »Dr. Josef-Gutmann-Straße« von Johannes Theil, Amöneburg
Der Stadtverordnetenvorsteher J a n - G e r n o t W i c h e r t (CDU) schlägt in einer Beschlussvorlage für die Versammlung am Montag, 16.09.2024, vor, an den einmal gefassten Beschlüssen (05.02.2024) festzuhalten – nämlich: »den Straßennamen zu belassen und Hinweisschilder auf die umstrittene Person Dr. Josef Gutmann anzubringen<< 1.
Worauf müsste ein solch »beschlossenes« Zusatz-Schild hinweisen? – Vor einer » S t ä r k e « dieses starken Mannes wissen wir g a n z s i c h e r :
» S c h l a g e n d e Argumente« hatte Josef-Gutmann stets parat!
Als Geistlicher wusste er: In d e r B i b e l steht geschrieben:
- »Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat.« (Spr 3,12; Hebr 12,6)
- Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.« (Spr 13,24)
- Wer seinen Sohn liebt, wird ihm h ä u f i g Schläge geben, damit er am Ende erfreut wird.« (Sir 30,1)
- »Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht; wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er n i c h t s t e r b e n . Du schlägst ihn mit dem Stock, bewahrst aber sein Leben vor der Unterwelt.« (Spr 23,13 f.)
Diese Grundsätze b i b l i s c h e r »P ä d a g o g i k « setzte Gutmann als Lehrer und Schulleiter, Pfarrer und Dechant m i t a l l e r i h m z u r V e r f ü g u n g s t e h e n d e n G e w a l t in die Tat um. Er war ein »Schläger aus Lust und Leidenschaft«2 , der S c h u t z b e f o h l e n e – Kinder und Jugendliche – in der S c h u l e und im K i r c h e n r a u m auf brutalste Weise durch Schläge und Fußtritte misshandelt und gar lebensgefährlich verletzt hat.
Als N a c h r u f a u f G u t m a n n habe ich – jeweils leicht modifiziert – aus unterschiedlichen Mündern wegen der »schlagenden Argumente«, die er reichlich auszuteilen pflegte, gehört:
»Ein Herz und zwei Priesterhände haben aufgehört zu schlagen.«
Gutmann hat nicht nur – bildlich gesprochen – die M e n s c h r e c h t e »mit Füßen getreten«, sondern ganz konkrete M e n s c h e n : Hilf- und wehrlose Jungen und Mädchen hat er d u r c h T r i t t e gegen Schädel und Körper bis zur Bewusstlosigkeit oder gar noch Schlimmerem traktiert!
Dieser » S e e l s o r g e r « hat Kinder n i c h t n u r k ö r p e r l i c h schwer verletzt, sondern zugleich ihre S e e l e n geschunden und deformiert;3
1 OP LANDKREIS, Dienstag, 10.09.2024, S. 6
2 Aßmann, Peter (aus Brakel): »Dr. Josef Gutmann war ein Schläger aus Lust und Leidenschaft« – in OP [LESE(R)STOFF], Samstag, 05. Juni 2010, S. 10.
3 Eines der Opfer wünscht sich daher in Bezug auf das angedachte Zusatzschild zum Straßen-Namen: »Ich wünsche mir, dass dort ganz konkret steht, dass der Mann Kinder g e p r ü g e l t und s e e l i s c h z e r q u e t s c h t h a t . E r w a r nicht nur Schläger, sondern a u c h S e e l e n k a p u t t m a c h e r . « => Siehe: »Prügelnder Priester – Wie geht es weiter mit Dr.-Josef-Gutmann-Straße?« OP [Ostkreis], Samstag, 21.01.2023, S. 7. – Müsste auf dem Zusatzschild nicht zu lesen sein: »Dieser „ S e e l s o r g e r “ war ein
Kinder hat er so sehr traumatisiert, dass sie für ihr ganzes Leben daran gelitten haben oder noch leiden, weil die seelischen Narben nicht verheilen wollen.
Gutmann hat Kinder und Jugendliche in Angst und Schrecken versetzt!4
Sollte mal »ein Knabe« trotz der b i b l i s c h e n Versicherung, er werde durch die Schläge des »Pädagogen« n i c h t sterben, dennoch zu Tode kommen … –
Wie wäre dies zu bewerten?
Wäre dies allenfalls als nicht beabsichtigter5 »Kollateralschaden« dieser »Erziehungs«- Methoden zu vernachlässigen?
Einer Ehrung des Gewalttäters Gutmann durch eine Straßenbenennung stand eine solche »Bagatelle« jedenfalls nicht entgegen.6
Das Bistum hat als vorgesetzte Dienststelle schwere Schuld auf sich geladen, indem es diesen Gewalttäter nicht s o f o r t suspendierte und der Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Behandlung überstellte.
Gutmann hat auch nach dem Tod eines seiner Opfer7 n i c h t s h i n z u g e l e r n t !
Ganz anders »Gott«. – Vom Himmel herab w ü r d e heute lauter Protest erschallen, wenn solche »Erziehungs«-Methoden – wie in den obigen Bibelzitaten propagiert – Gott angedichtet und in Gottes Namen in ein heiliges Buch geschrieben würden.
G o t t jedenfalls hat inzwischen – ganz im Gegensatz zu Gutmann – v i e l d a z u g e l e r n t !
Gutmann hat als P ä d a g o g e 8 und P r i e s t e r versagt. Er hat dem Ansehen
- aller in der E r z i e h u n g von jungen Menschen Engagierten
- und darüber hinaus dem Ansehen aller G e i s t l i c h e n grob geschadet. U n d
- dieser Mann hat dem Ansehen Amöneburgs schweren Schaden zugefügt. Die Ehrung dieses Gewalt-Täters durch eine Straßen-Benennung belastet das Image der Stadt noch heute.
Der Deutsche Städtetag empfiehlt 2021 bei Straßenbenennungen, dass es sich um eine Person handle, »die würdig ist, geehrt zu werden, weil ihre Haltung oder
S e e l e n k a p u t t m a c h e r «? Ebenso müsste das Schild auf den Tod des Schülers Edgar Auth nach der brutalen Gewalttat Gutmanns e x p l i z i t hinweisen.
4 Alexander Jürgs, Aaron Leithäuser: »Gewalt und Angst waren ihr Alltag«, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. März 2024, S. 3. – »Wir waren der der Bestie ausgeliefert«, schreibt eine Frau, die damals als Mädchen mit drei anderen von Gutmann in die Sakristei geholt wurde; er verschloss die Tür und malträtierte die Mädchen. (=> »Betroffene: Gutmann schlug auch Mädchen« – OP LANDKREIS, 15.03.2024, S. 7).
5 Hätte ein solcher »Pädagoge« die Gewalttat m i t A b s i c h t begangen, so handelte es sich nicht »bloß« um Totschlag!
6 Amtsblatt der Stadt Amöneburg 5, Nr. 1 vom 6.1.1978. Wahrscheinlich wussten die Stadtverordneten damals mehrheitlich nicht von der brutalen Gewalttat Gutmanns an Edgar Auth aus Flieden (* 1936 † 23.04.1950 im Städt. Klinikum in Fulda). – Nach dem Gewaltexzess Gutmanns war » d e r K o p f » a s y m m e t r i s c h « und Edgar zwei Wochen später tot !
7 Zum Tod des Schülers Edgar Auth (*1936) aus Flieden lese man nach im Gutachten: Friedrich, Dr. Klaus-Peter, Josef Gutmann als Pädagoge und Leiter der Stiftsschule St. Johann. Zum Umgang mit schulischen Gewaltübergriffen in Amöneburg in den 1950er und 1960er Jahren (Gutachten für die Stadt Amöneburg), Marburg-Bauerbach, April–Juni 2023, S. 28–30. Das Gutachten unter:
https://amoeneburg.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZapVJ8b3-REDN3Xkc_GpU7n3k2_X5BUfIJ8geu7_YVt/Gutachten_Dr._Friedrich.pdf
8 Die miserable Unterrichtsgestaltung Gutmanns und sein didaktisches Unvermögen bedürfen keines weiteren Kommentars: Hier bloß die resümierende Äußerung des Elternbeirat-Vorsitzenden Max von Knoblauch (im Gutachten S. 55): »Bei seinem pädagogischen Unvermögen, seiner Überheblichkeit und seiner krankhaften Unbeherrschtheit ist vorauszusehen, daß die Tätigkeit des Herrn Dr. Gutmanns[sic!] eines Tages zum Schaden der Schule mit einem Skandal enden muß.« – Weiterhin: Greiten, Dr. Bernd, »Dr. Josef Gutmanns Menschenrechtsverletzungen«.
ihr Lebenswerk eine V o r b i l d f u n k t i o n sowohl f ü r d i e a k t u e l l e wie auch f ü r d i e n a c h f o l g e n d e n G e n e r a t i o n e n darstellt.« 9 –
Das Verhalten Gutmanns spricht diesem Grundsatz Hohn; seine Gewalttaten disqualifizieren ihn als Vorbild! – Worin könnte Gutmann für K i n d e r , J u g e n d l i c h e und n a c h f o l g e n d e G e n e r a t i o n e n »Vorbild« sein?
»Eine Benennung nach noch lebenden Personen ist nicht zulässig.« 10 A u s g e s c h l o s s e n v o n E h r u n g e n sind nach übereinstimmender Meinung Personen, die g e g e n W e r t e d e s G r u n d g e s e t z e s verstoßen haben, Personen, die M e n s c h e n r e c h t e v e r l e t z t haben.11
Unser G r u n d g e s e t z stellt fest:
I. Die Grundrechte
Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu u n v e r l e t z l i c h e n u n d u n v e r ä u ß e r l i c h e n M e n s c h e n r e c h t e n als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Artikel 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) J e d e r h a t d a s R e c h t a u f L e b e n u n d k ö r p e r l i c h e U n v e r s e h r t h e i t. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Diese unveräußerlichen Rechte hat jeder Mensch, also auch jedes Kind.
Sie sind seit 1949 gesetzlich in Deutschland verankert.
Bereits 1946 gab das hessische Ministerium für Kultus und Unterricht am 11. März 1946 einen »Runderlaß die Schulstrafen betreffend« bekannt; hier heißt es anfangs: »In allen Schulen Großhessens sind nur Erziehungsmittel zulässig, die auf dem Grundsatz der Menschlichkeit aufbauen.« Im abschließenden achten Punkt heißt es, dass mit »Rücksicht
9Straßennamen im Fokus einer veränderten Wertediskussion. Handreichung des Deutschen Städtetages zur Aufstellung eines Kriterienkataloges zur Straßenbenennung, S. 11 =>
10 Benennungsgrundsatz 2.4. auf S. 19. – Auch gegen diesen hier zitierten Grundsatz wurde im Fall Gutmann verstoßen: Die Straßenbenennung erfolgte 1977, also schon zu seinen Lebzeiten! In der Zeit es »Dritten Reiches« war es noch üblich, Straßen und Plätze nach dem lebenden »Führer« zu benennen. => Siehe die lange Liste in »Adolf Hitler als Namensgeber von Straßen und Plätzen« in Wikipedia. Der »Führer«-Kult hielt auch Einzug in die Stiftskirche. Unter Pfarrer Richard Möller wurden zwei Glocken angeschafft und am Sonntag, dem 14. Februar 1937, geweiht. »Gegossen im vierten Jahre nach der Machtergreifung Adolf Hitlers«, lautet die Inschrift – eingerahmt von zwei Hakenkreuzen. Diese Glocken rufen noch heute unverändert zu Gottesdiensten. => Siehe Artikel in der OP »Vier Hakenkreuze klingen mit« (https://www.op-marburg.de/Landkreis/Ostkreis/Vier-Hakenkreuze-klingen-mit ). Alfred Schneider hat viele Dokumente zur Amöneburger NS-Zeit gesammelt. K onnte er wegen seines Ablebens nichts mehr dazu publizieren – oder hat auch er sich n i c h t g e t r a u t , weil er sonst bei »Bergern« »out« gewesen wäre und einen S t u r m d e r E n t r ü s t u n g fürchtete?
11 Grundsatz 3.7 auf S. 21.
auf eine in Vorbereitung befindliche Verordnung […] die Anwendung entehrender Strafen, wie z. B. k ö r p e r l i c h e Z ü c h t i g u n g , a u s d r ü c k l i c h u n t e r s a g t « wird. Wenn sich einzelne Menschen nicht an diese Grundwerte halten, ist dies kein Grund, diese Grundwerte zu relativieren. – Verstöße gegen diese Grundwerte und Basisregeln müssen a l s V e r g e h e n deutlich benannt und geahndet werden!
Die G e w a l t t a t e n G u t m a n n s sind durch Belege nachgewiesen; es handelt sich n i c h t bloß um » V o r w ü r f e « 12, sondern b e w i e s e n e T a t s a c h e n !
Der G e w a l t t ä t e r G u t m a n n hat grob g e g e n die M e n s c h e n r e c h t e das G r u n d g e s e t z verstoßen!
Dieser Übeltäter hat Menschenrechte n i c h t b l o ß a b s t r a k t »mit Füßen« getreten, sondern g a n z k o n k r e t , indem er Kinder – wehrlos am Boden liegend – gegen Schädel und Körper getreten hat – b i s i n d i e B e w u s s t l o s i g k e i t hinein!
Mitschüler mussten einen bewusstlos Geschlagenen mit nassen Tüchern reanimieren; andere konnten im Nachhinein nicht sagen, wie lange sie bewusstlos am Boden gelegen haben
Den Schüler Edgar Auth hat er f ü n f mal mit dem Kopf gegen die Schultafel gedonnert; wenige Tage später war Edgar tot!
Andere Schüler hat er mit dem Gesicht derart heftig mit seinen »ungewöhnlich großen« Händen13 auf die Schuldbank geknallt, dass das Blut spritzte. – Die Schüler mussten dann beim Hausmeister Eimer und Lumpen holen und die Blutlachen selbst wegputzen! Wie viele Trommelfell-Risse und bleibende Gehörschäden hat dieser Unmensch auf dem Gewissen?! – Usw. usw. …
Die K r i m i n a l g e s c h i c h t e d i e s e s M a n n e s lese man nach => im Gutachten14!
Einzelne »Verdienste« Gutmanns können
- n i c h t gegen sein brutales Verhalten gegenüber Schutzbefohlenen aufgerechnet werden;
- können s c h o n g a r n i c h t h ö h e r bewertet werden als Artikel 1 und 2 unseres G r u n d g e s e t z e s sowie die C h a r t a d e r M e n s c h e n r e c h t e ; sein brutal-gewalttätiges Verhalten disqualifiziert ihn gründlich!
Schandtaten Gutmanns zu r e l a t i v i e r e n und zu b a g a t e l l i s i e r e n verbietet sich v o n s e l b s t und aus S o l i d a r i t ä t m i t d e n O p f e r n .
Als Argumente zur B e i b e h a l t u n g des Namens » G u t m a n n - S t r a ß e « habe ich schon gehört:
Gutmann habe e r d i e n s t v o l l für die Stadt und die Stiftsschule gewirkt.
Die a n g e b l i c h e n » Verdienste« Gutmanns für Stadt und Schule bewerte ich ganz anders.
Der Ausbau der Schule in der Altstadt oben auf dem Berg ist eine städtebauliche »Sünde« – ja sogar eine Verunstaltung der Berg-Silhouette (Rabanushaus-Klotz).
Der tägliche Bus- und PKW-Verkehr durch die engen Gassen der Altstadt ist eine riesige Belastung und »Umwelt-Sünde« .
Die Schule hätte am Bergfuß in Bahnhofnähe (aus-)gebaut werden müssen. Wäre das geschehen, gäbe es heute wohl noch den Bahn-Anschluss!
12 Wie v e r h a r m l o s e n d auf Hinweisschildern (zusätzlich zum Straßennamen) zu lesen sein sollte. – Siehe => OP LANDKREIS, Mittwoch, 07.02.2024, S. 6: »Hinweisschild«
13 Vgl.: Bonifatiusbote [Bistum], Nr. 49, 05.12.2010, S. 9: »Hände so groß wie Bratpfannen«.
14 Siehe oben: Friedrich, Dr. Klaus-Peter, Josef Gutmann als Pädagoge und Leiter der Stiftsschule […].
Alte – das Stadtbild prägende – Häuser hat Gutmann abreißen lassen (=> Zehntscheune, Cimiottti-Haus, Pfarrhaus);15 ständen diese Fachwerkhäuser noch, stünde das der Kernstadt besser zu Gesicht!
Als P ä d a g o g e hat Gutmann allein schon aufgrund seiner Prügel-Orgien v ö l l i g v e r s a g t !
Auch seine Fachkompetenz wird von Zeitgenossen hinterfragt; er unterrichtete – quasi als »Doctor Allwissend« – auch Fächer, für die er keine besondere Ausbildung (Fachprüfung) hatte.16
Erst unter Direktor Paul Lotz entwickelte sich die Stiftschule zu dem angesehenen Bildungsinstitut, wie wir es jetzt kennen.

Man muss schon genau hinsehen: aber vor der Amöneburg spaziert tatsächlich zwischen Nilgänsen und Schwan ein Kranich
LESERFOTO: CLAUS OPPER => in: OP LESERFOTOS, SAMSTAG, 23.03.2024, S. 24
Eine ganze Armada von Schulbussen quält sich jeden Tag den Berg hinauf,
sodann durch die engen Gassen – und wieder bergab.-
Und dies bei jedem Wind und Wetter!
Was für eine Öko-Sünde!
15 Freilich – damals war man allgemein beim Abriss alter Gebäude sehr schnell bei der Hand; oft wurden mittels Bagger und Abrissbirne einfach »Fakten geschaffen«.
16 Vgl. Gutachten, S. 63. Desgl. Greiten, Dr. Bernd, »Dr. Josef Gutmanns Menschenrechtsverletzungen«.
Gutmann habe doch durchaus n i c h t a l l e Schüler und Jugendlichen geschlagen. Dazu kann ich nur anmerken: Natürlich nicht! – Das überstieg die physischen Kräfte selbst dieses sportlichen Mannes! Doch was ist das für ein »Verdienst«, n i c h t a l l e geschlagen zu haben?
Einer Flüchtlingsfrau namens »Margot« sei er freundlich begegnet und habe ihrer Familie »immer geholfen« 17. Mein Kommentar: Das ist löblich! Doch es gehört zu den g e n u i n e n u n d s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n P f l i c h t e n eines Christen, Flüchtlingen zu helfen. Erst recht sind eine Pfarrgemeinde und jeder Pfarrer dazu verpflichtet. In meiner Zeit als Pfarrer und Dekan in Mannheim hat meine Gemeinde ganz selbstverständlich Flüchtlingen – vor allem aus Eritrea – in vielfältiger Hinsicht geholfen: finanziell oder bei Behördengängen, Bereitstellung von Wohnraum in Gemeinde-Häusern oder Gemeindesälen für Familienfeiern usw. usw.
Dies alles gehört zu den genuinen Dienst- P f l i c h t e n eines Pfarrers!
Er habe auch Jugendlichen Freizeiten in der Rhön ermöglicht.
Mein Kommentator: Natürlich gehören die Organisation und finanzielle Unterstützung von Kindern und Jugendlichen – insbesondere minder bemittelten – bei Kinder- und Jugendfreizeiten oder Jugend-Camps zu den D i e n s t -P f l i c h t e n eines Pfarrers!
Die Erfüllung dieser Dienst-Pflichten rechtfertigt in keiner Weise die Ehrung eines Pfarrers mit einem Straßen-Namen. – A l l e n f a l l s wenn dieser Pfarrer sich wirklich als eine » M u t t e r T e r e s a « erwiesen hätte, könnte man eine Ehrung in Betracht ziehen. Dass eine Pfarrgemeinde Jugendfreizeiten logistisch und finanziell fördert oder bei Bedürftigkeit komplett finanziert, versteht sich von selbst – und zudem ist dies durchaus k e i n b e s o n d e r e s V e r d
Mehrere Personen wollten nicht für das Bürgerbegehren unterschreiben mit der Begründung: Es gibt in vielen Städten Straßen, die nach Verbrechern benannt sind; da hätte man ja viel zu tun, wenn man all diese Straßen umbenennen wollte. Das war halt damals so. Außerdem: Da k a n n i c h / k ö n n e n w i r sowieso nichts machen! Meine Entgegnung
»Freilich können wir n i c h t a l l e Straßen, die nach wenig vorbildlichen Personen oder gar Übeltätern benannt wurden, umbenennen, doch h i e r i n A m ö n e b u r g können wir eine solche Umbenennung vornehmen! Wir müssen es bloß wollen!«
stieß auf taube Ohren. Man solle die alten Geschichten auf sich beruhen lassen!
»Über Tote [die sich nicht mehr wehren können] darf man n u r G u t e s reden!« Der Spruch ist in dieser Form unsinnig.
Der Spruch ist in dieser Form unsinnig.
Dass ein Mensch nicht mehr lebt, kann nicht automatisch dazu zwingen, seine
»Schattenseiten« und Fehler unter dem Mantel des Schweigens zu verdecken!
Entscheidend ist, dass d i e W a h r h e i t gesagt wird – und n i c h t i n g e h ä s s i g e r W e i s e F a l s c h e s über den Verstorbenen behauptet wird!
Das meint der Spruch »de mortuis nil/nihil nisi bene«. Gemeint ist also durchaus nicht, dass man über die Toten »nur Gutes«, sondern » a u f g u t e A r t u n d W e i s e « – d. h. w a h r h e i t s g e m ä ß – sprechen solle.
Selbstverständlich dürfen und müssen auch die V e r f e h l u n g e n und G e w a l t t a t e n Gutmanns deutlich ausgesprochen werden: Er war ein brutaler »Schläger aus Lust und Leidenschaft«18! – Das darf nicht »unter den Teppich gekehrt« werden! Das ist ein Gebot der Wahrheit! Andernfalls bestünde die Gefahr, über diesen Kehrrichthaufen unter dem Teppich zu stolpern!
17 »Ein harter Weg« – OP LANDKREIS, Freitag, 08.03.2024, S. 6
18 Peter Aßmann (aus Brakel): Dr. Josef Gutmann war ein Schläger aus Lust und Leidenschaft –– OP Samstag, 05.06.2010, S. 10.
Eine b l o ß v e r b a l e Distanzierung von den Schandtaten dieses Mannes reicht nicht aus!
Die weiterhin bestehende Ehrung durch ein Straßen-Schild
- konterkariert das Lippen-Bekenntnis zur gewaltfreien Erziehung;
- die Ehrung ist zynisch gegenüber den Opfern der Gewalt-Attacken Gutmanns!
=> Daraus folgt notwendigerweise: Das Schild muss weg!
Wer weiterhin an der Ehrung Gutmanns durch einen Straßen-Namen festhält, verpasst den Geschundenen n o c h m a l s einen Schlag ins Gesicht, einen Tritt gegen den Kopf oder in die Eingeweide – und m a c h t s i c h m i t s c h u l d i g !
Nicht nur die » G e s t r i g e n « von damals haben die Opfer durch die Straßenbenennung verhöhnt, sondern gleichermaßen tun dies die H e u t i g e n , die a k t u e l l an der Ehrung Gutmanns durch einen Straßennamen festhalten.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass politische Verantwortungsträger – vor allem aus der CDU, aber auch der FWG – das damals in Amöneburg geschehene schwere Unrecht an Kindern w e i t e r h i n b a g a t e l l i s i e r e n .
Ich selbst war in den 80er Jahren als Schulpfarrer in Amöneburg. Damals war der »Fall Gutmann« kein großes Thema. Ich habe Gutmann nicht mehr kennengelernt – und auch von seinen Schandtaten s o v i e l w i e n i c h t s gewusst.
Erst als ich im Nachlass meines Schwiegervaters Dr. Alfred Schneider auf einen Hefter – betitelt: »Der Fall Gutmann in der Presse« – gestoßen war und die Kinder von Alfred Schneider (meine Frau und ihre Geschwister) mir davon erzählten, dass auch ihr Vater als Messdiener i n d e r K i r c h e zu Rüdigheim19 die schlagkräftige »Handschrift« Gutmanns zu spüren bekommen hatte, habe ich tiefer gebohrt.
Als ich gar das Friedrich-Gutachten gelesen hatte, fiel mir die Klappe runter: mir wurde richtiggehend schlecht.
- Ist es nicht bezeichnend, dass nach Veröffentlichung des Gutachtens kein Schrei der Empörung in Amöneburg zu hören war?
- Wo bleibt die Flut von Leserbriefen zur Causa Gutmann?
- Wer hat das Gutachten überhaupt heruntergeladen?
- Und vor allem – wer hat es w i r k l i c h g e l e s e n ?
Viele w o l l e n sich mit den Schandtaten Gutmanns nicht auseinandersetzen. Ich habe schon den E i n w a n d gehört: Das sei doch alles maßlos übertrieben; es stimme überhaupt nicht, was in dem Gutachten oder der OP geschrieben werde!« – »Außerdem: Haben wir aktuell in Amöneburg nichts Wichtigeres zu tun, als uns mit einem solch „alten Kram“ zu befassen?«20
Bis heute liegt ein U n g e i s t wie eine Smog-Wolke über »dem Berg«. Es trauen sich e r w a c h s e n e ( ! ) » B e r g e r « nicht, den Mund aufzumachen, weil sie fürchten, von Verwandten »geschnitten« und als »Nestbeschmutzer« angesehen zu werden – noch heute!
19 Er wurde als Messdiener unmittelbar nach dem Schluss-Segen des Gottesdienstes zusammengeschlagen, weil er nach Ansicht Gutmanns nicht korrekt geklingelt hätte. Mein Schwiegervater ging deshalb – wegen des Schlägers Gutmann – nicht auf die Stiftschule, sondern bis zur mittleren Reife nach Kirchhain und anschließend nach Fulda, um dort sein Abitur zu machen.
20 Da erlaube ich mir die Gegenfrage: Wenn die Causa Gutmann von so geringem Gewicht ist, warum verteidigt dann die CDU – zusammen mit Teilen der FWG – die Gutmann-Straße mit Zähnen und Klauen, anstatt zu sagen: »Ok, wir lassen die Umbenennung in der Stadtverordnetenversammlung zu und packen mit vereinten Kräften die w i r k l i c h w i c h t i g e n Fragen an?« – Aber genau d a s geschieht bisher nicht!
u n t e r s c h r e i b e n k a n n i c h [für das Bürgerbegehren] n i c h t , w e i l m e i n V a t e r / m e i n e V e r w a n d t e n m i c h s c h i e f a n k u c k e n w ü r d e n . . . «
Was für ein U n g e i s t wurde auf dem »Berg« kultiviert!
Gutmann war der geistliche Allein-Herrscher, der »King vom Berg«21 , gegenüber dem keiner es wagte aufzumucken. B i s h e u t e meint die Mehrheit der Stadtverordneten, ihm die Stange halten zu müssen!
»Schafe« haben dem »Hirten« zu g e h o r c h e n – ganz besonders im kirchlichen Bereich. – Ist » G e h o r s a m « nicht geradezu eine r e l i g i ö s e Pflicht?
»Gehorsam« galt und gilt vielen als T u g e n d . 22 Doch völlig zu Unrecht!
» G e h o r s a m « k a n n e i n e s c h l i m m e U n t u g e n d s e i n !
»Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen […] dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.«23
Gutmann war solch ein Mann (»Vormund«), den viele »Berger« ihren »Vormund« – ja sogar »Bevormunder« – s e i n l i e ß e n , weil es so bequem ist, unmündig zu sein! – Und diesem »Vormund« gilt es anscheinend a u c h ü b e r d e n T o d h i n a u s , g e h o r s a m zu sein! He u t e n o c h können »Berger« sich nicht von dieser Vormundschaft befreien!
21 In Personalunion: Pfarrer, Direktor der Stiftsschule und Dechant!
22 Oft sehnen sich schwache, unsichere Naturen nach einer starken religiösen oder staatlichen F ü h r ung (König, Kaiser, Papst, Patriarch, Führer, Großer Vorsitzender/Steuermann, d i e [nationalsozialistische, kommunistische, maoistische usw.] P a r t e i – wie auch immer), welcher s i e s i c h u n t e r o r d n e n können, damit alles » s e i n e O r d n u n g « habe. Im Verbund mit der Führungs-Person oder -Institution fühlen sie sich dann selber stark (=> Ruf nach »dem starken Mann«, der »es schon richten wird«). Wie viele Unmenschen haben ihre Untaten mit Gehorsam und Treue gegenüber demjenigen gerechtfertigt, dem sie Gehorsam versprochen oder gar geschworen hatten. Ein besonders krasses Beispiel ist Adolf Eichmann, der sich zu seiner Verteidigung auf die Gehorsamsplicht (Loyalität) dem »Führer« gegenüber berief (in einer Art von Nibelungentreue) und dabei auch noch in abstruser Weise meinte, für seine verqueren Gedanken Kant bemühen zu können. Hannah Arendt erklärt, warum Eichmanns Berufung auf Kant barer Unfug ist, warum es unmöglich ist, sein Gewissen und seine Verantwortung bei einem anderen (etwa: Vorgesetzten) auszulagern und sagt in diesem Zusammenhang: »Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen – bei Kant.« Siehe das Video des Interviews von Joachim Fest mit Hannah Arendt (1964) => https://www.youtube.com/watch?v=jF_UvHhbZIA ) . Was aber schreibt Kant wirklich? Man lese nach: »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?« – in: Kant, Immanuel, Schriften zur Anthropologie. Geschichtsphilosophie. Politik und Pädagogik. Erster Teil, (Kant Werke, Band 9), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, S. 53:
» A u f k l ä r u n g i s t d e r A u s g a n g d e s M e n s c h e n a u s s e i n e r s e l b s t v e r s c h u l d e t e n U n m ü n d i g k e i t . U n m ü n d i g k e i t ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. S e l b s t v e r s c h u l d e t ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, di
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen │ (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.«
Es geht bei Kant darum, den e i g e n e n V e r s t a n d z u g e b r a u c h e n und aufgrund erworbener Sach- und Fachkenntnis s e l b s t v e r a n t w o r t l i c h zu entscheiden und zu handeln. Allzu viele delegieren ihren Verstand jedoch an E s e l , weil letztere größere Köpfe haben …
23 So Immanuel Kant! – Wie recht er doch hatte!
Für einen Nicht-»Berger« wie mich, ist es höchst bemerkenswert, diese geistig-geistlichen Fesseln wahrnehmen zu müssen. D a s V e r h a r r e n i n s e l b s t v e r s c h u l d e t e r U n m ü n d i g k e i t i s t j a s o b e q u e m !
Vor allem lokale CDU-Parlamentarier weigern sich weiterhin, die Ehrung Gutmanns durch die »Gutmann-Straße« zurückzunehmen.
Doch – wäre die CDU nicht a l l e i n s c h o n a u s E i g e n i n t e r e s s e und P a r t e i - T a k t i k gut beraten, das Beharren auf der Gutmann-Ehrung zu überdenken? –
Denn diese strategisch ungeschickte Haltung wird der Partei selbst schaden. Sich verbal zu gewaltloser Erziehung zu bekennen, aber einen Gewalttäter durch einen Straßen-Namen zu ehren – – – ist das nicht ist blanker Zynismus?
Die »Causa Gutmann« zieht mittlerweile in Presse, Funk und Fernsehen sowie anderen Medien immer größere Kreise. – N i c h t n u r i n A m ö n e b u r g schütteln vor allem j u n g e L e u t e den Kopf über die hier gepflegte Doppelzüngigkeit.
Je mehr Menschen sich das Gutachten herunterladen werden – was ja dank Wikipedia jetzt mit wenigen Mausklicks möglich ist – und je mehr Menschen die Berichte von Betroffenen und Opfern auf sich wirken lassen, desto mehr wird die CDU in Erklärungsnot kommen.
Vor allem j ü n g e r e Menschen agieren hier v i e l b e w e g l i c h e r als ältere. Sie sind im Umgang mit den neuen Medien weitaus geschickter und in ihrem Denken freier als manche Berger »Ur-Einwohner«, deren Maxime lautet: »Wie es war vor aller Zeit, so bleib’ es auch in Ewigkeit!«
J u n g e L e u t e sind meist s a c h l i c h e n Ar g u m e n t e n gegenüber aufgeschlossener als Menschen, die sich a l t e n F a m i l i e n - B a n d e n v e r p f l i c h t e t fühlen.
Das habe beim Sammeln der Unterschriften für das Bürgerbegehren gemerkt. Eine ganze Reihe von älteren Angesprochenen konnte sich nicht aus dem G e f l e c h t f a m i l i ä r e r Z w ä n g e lösen und brachte nicht den Mut auf, e i g e n s t ä n d i g zu entscheiden.
Für die meisten Menschen ist V e r ä n d e r u n g u n b e q u e m ; nicht selten wird sie als b e d r o h l i c h erlebt, wird doch etwas, was bisher »gegolten hat«, infrage gestellt. Entsprechend ist man auf Menschen, die neue und ungewohnte Gedanken äußern, nicht selten e h e r s c h l e c h t z u s p r e c h e n . 24 – Auch ich habe das zu spüren bekommen.
Doch noch immer habe ich die verwegene Hoffnung, dass sich einige Stadtverordnete, die b i s h e r für die Beibehaltung der Gutmann-Straße votiert haben, k ü n f t i g anders entscheiden.
Das ideologisch-dogmatische Beharren auf hergebrachten Ansichten ist zwar stark – oft sehr stark ausgeprägt –, doch glaube ich daran, dass n e u e S a c h - A r g u m e n t e durchaus Veränderungen im Denken bewirken können – m a n c h m a l zumindest
M a x P l a n c k war in Bezug auf wissenschaftliche Ideen etwas pessimistischer:
»Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch,
24 Vgl. Spitzer, Manfred, Nervensachen. Perspektiven zu Geist, Gehirn und Gesellschaft, F.K. Verlag GmbH Schattauer, Stuttgart 2003, S. 155.
daß die Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.«25
Sicher trifft es zu, dass eine neue Idee, Betrachtungs- oder Sichtweise sich in dem Maße durchsetzt, wie Vertreter/Anhänger einer älteren aussterben, doch gab und gibt es immer wieder auch Beispiele dafür, dass sich ein »Saulus« aufgrund von sachlich überzeugenden Argumenten zu einem »Paulus« bekehren kann.
Obwohl ich kein Hellseher bin, wage ich folgende Prognose:
Es werden immer mehr – vor allem jüngere26 – Menschen bereit sein, das G u t a c h t e n zu lesen und die A u s s a g e n v o n G u t m a n n - O p f e r n zur Kenntnis zu nehmen, sodann e i g e n s t ä n d i g und u n a b h ä n g i g v o n a l t e n F a m i l i e n b a n d e n Argumente zu gewichten u n d s i c h m i t d e n O p f e r n z u s o l i d a r i s i e r e n , anstatt mit dem Täter.
Die vielen Berichte von Opfern und die Fülle von Dokumenten, welche die Untaten Gutmanns belegen, sind nicht mehr so leicht »unter Verschluss« zu halten und zu »deckeln« wie früher
Und je mehr Opfer und Betroffene den Mut fassen, endlich offen zu reden, desto stärker wird der Druck auf die Stadtverordneten zunehmen. Ä u ß e r e Ruhe27 wird erst einkehren mit der Änderung der Straßenbezeichnung.
Wenn die Straße nicht jetzt (2024) umbenannt wird, wird das Renommee Amöneburgs noch weiter sinken und die Causa Gutmann spätestens in zwei Jahren erneut auf der Agenda stehen.
Nach dem Umzug der Mehrheit der alten Gutmann-Verehrer in himmlische Regionen wird auch die Gutmann-Straße von der Bildfläche verschwunden sein. –
Diese Vorhersage ist noch sicherer als das »Amen« in der Kirche!
25 Planck, Max, Wissenschaftliche Selbstbiographie, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig, 2. Auflage 1948, S. 22. An a n d e r e r Stelle formuliert er, nachdem er Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Meinungsführern in der Physik skizziert hat, diesen Gedanken so (Planck, Max, Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen. Vortrag, 17.2.1933 – in: Planck, Max, Vorträge und Erinnerungen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 81970, S. 275):
»Der hier geschilderte historische Entwicklungsgang kann zugleich als Beispiel dienen für eine allgemeine auf den ersten Blick wohl etwas seltsam erscheinende Tatsache. Eine neue große wissenschaftliche Idee pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner allmählich überzeugt und bekehrt werden – daß aus einem Saulus ein Paulus wird, ist eine große Seltenheit – sondern vielmehr in der Weise, daß die Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Idee vertraut gemacht wird. Auch hier heißt es wieder: Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Deshalb gehört eine s a c h g e m ä ß e A u s g e s t a l t u n g d e s S c h u l u n t e r r i c h t s mit zu den wichtigsten Bedingungen des wissenschaftlichen Fortschritts, und ich kann es mir nicht versagen, hier mit einem Worte auf diesen Punkt einzugehen.
Diese Erkenntnis wird manchmal so paraphrasiert: »Wissenschaft schreitet von Beerdigung zu Beerdigung voran.« => Siehe »Planck’sches Prinzip« in der Soziologie.
26 Bezeichnenderweise brachten » J ü n g e r e « (Lehrer und Schüler) Gutmann als Direktor zu Fall: »Am Ende lässt sich feststellen, dass es der Ausbau der Schule war, der dem Direktor zum Verhängnis wurde, denn dieser erforderte weitere L e h r k r ä f t e , d i e e i n e r n e u e n G e n e r a t i o n entstammten, und er ging mit einer zunehmenden Zahl älterer S c h ü l e r einher, d i e s i c h d e r s e i t 1 9 5 4 e i n g e ü b t e n G ä n g e l u n g u n d U n t e r d r ü c k u n g w i d e r s e t z t e n . Äußerte sich dies in den 1950er Jahren teils in Widersetzlichkeit und einem Rückzug mit Klickenbildung, so geschah es in den 1960er Jahren auf eine damals unerhörte, aus heutiger Sicht aber eher mutige und schöpferische Weise. Deutlich wird dies in einer konspirativen Unternehmung der Oberprimaner. […]« (Gutachten, S. 83).
27 I n n e r l i c h werden die Opfer wohl nie zur Ruhe kommen; die Misshandlungen durch Gutmann können sie vergessen.
Fazit:
Wer an einer – von parteipolitischen Rücksichtnahmen oder sozialen und familiären Zwängen losgelösten – Entscheidungsfindung interessiert ist, sollte auf jeden Fall das G u t a c h t e n zu Gutmann g r ü n d l i c h l e s e n und m i t O p f e r n s p r e c h e n .
Sodann hat nun j e d e und j e d e r W a h l b e r e c h t i g t e durch das Bürgerbegehren – mit nachfolgendem Bürgerentscheid28 – die Möglichkeit, i n e i n e r g e h e i m e n A b s t i m m u n g – a l s o e i n e m u r d e m o k r a t i s c h e n A k t – »sein Kreuzchen« f ü r oder g e g e n die umstrittene Straßen-Benennung »zu machen«.
Insofern kommt der Bürgerentscheid sowohl Verehrern als auch Kritikern Gutmanns entgegen.
A l l e d e m o k r a t i s c h G e s i n n t e n sollten am Bürgerentscheid teilnehmen, um ihre – hoffentlich durch Sachinformationen gestützte – Meinung kundzutun.
Ich hätte mir gewünscht, dass
- die S t i f t s s c h u l e als Institution,
- die P f a r r g e m e i n d e ,
- das B i s t u m
- und der O r t s b e i r a t Amöneburg
offen und i n a l l e r D e u t l i c h k e i t erklärt hätten, dass sie diese g e h e i m e Abstimmung befürworten und d a s B ü r g e r b e g e h r e n sowie d e n B ü r g e r e n t s c h e i d a u s d r ü c k l i c h u n t e r s t ü t z e n ! 29
Johannes Theil, Amöneburg
28 Sofern die Stadtverordneten mehrheitlich sich nicht schon früher eines Besseren besinnen …
29 Nachdem die Stadtverordnetenversammlung erneut die Umbenennung abgelehnt hatte, hätte ich mir eine e i n d e u t i g e Positionierung der vier benannten Institutionen gewünscht p r o Umbenennung. Dem Leiter der Stiftsschule Björn Mayr rechne ich hoch an, dass er persönlich das Gespräch mit Opfern gesucht hat und auch mit seiner klaren Positionierung pro Umbenennung der Gutmann-Straße nicht hinter dem Berg hält. Doch eine ähnlich klare Haltung wünschte ich mir von der Stiftschule a l s S c h u l e . Das Bistum will »aus Respekt vor der kommunalen Selbstverwaltung« »den Ausgang der Abstimmung« nicht kommentieren. Eine solch vage Erklärung ist völlig überflüssig, denn die Stadtverordnetenversammlung hat selbstverständlich das letzte Wort bei der (Um-)Benennung einer Straße. Hier hätte das Bistum i n h a l t l i c h Flagge zeigen müssen! Es distanziert sich von »Gewalt« und »schlimmen Taten«, spricht von einer »dunklen Seite der Stiftsschulgeschichte, die weiter aufgearbeitet werden soll« ... usw. usw. – Doch wo bleibt eine ausdrückliche Distanzierung von dem Täter? Wo bleibt die Klarstellung
»Die Untaten Gutmanns stehen der Ehrung durch einen Straßen-Namen entgegen!«? –
Und wo bleibt das klare Votum der Pfarrgemeinde? E i n z e l n e Amöneburger empörten sich heftig: Wo bleibt der »Aufschrei des Entsetzens«? – Doch der Pfarrgemeinderat konnte sich nicht dazu durchringen! => Siehe z. B.: Mit „brutaler Gewalt“ durchgesetzt – OP Blick ins Land, Montag, 07.06.2010, S. 2. Welche Rolle spielt der Ortsbeirat der Kernstadt in dieser Sache? In der OP (Freitag, 02.02.2024, S. 7) war zu lesen: »[…] es gibt außerdem eine Stellungnahme des Kernstadt-Ortsbeirates, der die Umbenennung ablehnt«. – Stimmt das oder ist diese Meldung unzutreffend? Wann wurde diese angebliche »Stellungnahme« im Ortsbeirat beraten und beschlossen? Dazu müsste es doch ein Protokoll geben! Dem Vernehmen nach gab es eine solche Abstimmung in dieser Sache überhaupt nicht. – Ist das nicht überaus merkwürdig? Wenn die Pressemeldung, es gäbe eine »Stellungnahme des KernstadtOrtsbeirates«, nicht stimmt, wo bleibt dann die öffentliche Richtigstellung hierzu durch den Ortsbeirat? War dieses Pseudo-Votum für einige Stadtverordnete nicht ein willkommenes »Argument«, die Umbenennung der Straße – mit Verweis auf die angeblich vorliegende »Stellungnahme« des Ortsbeirates – ebenfalls abzulehnen?
=> »So fühlt man Abſicht und man iſt verſtimmt.«
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